Das Ende naht

Schon lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen und noch länger ist es her, dass ihr von mir und von meinem Leben in Soweto lesen konntet. Mit dem heutigen Anbruch der letzten zwei Monate in meinem liebgewonnen Glen will ich dies aber mal ändern.

Während ihr in Deutschland wahrscheinlich am See liegt, die lauen Sommerabende genießt oder einfach nur mit dem Rad durch die Stadt düst, sind es bei mir etwas anders aus. Den in Südafrika ist der Winter eingebrochen. Winter in Afrika? Ja, auch in Afrika gibt es einen Winter. Winter bedeutet zwar nicht, dass Schnee fällt und die Seen zu frieren. Doch man sieht fast jeden Südafrikaner eine Mütze trage, an manchen tagen holt der ein oder andere seinen dicken Mantel heraus und in der Nacht können die Temperaturen auch mal unter die 0°C sinken. Die Bäume haben mittlerweile ihre Blätter verloren und am frühen Morgen entdeckt man eine kleine Tauschicht über dem Grass. Die Pullover wurden schon aus dem Schrank geholt und ohne meine zweite Decke halte ich es nachts auch nicht mehr aus, aber auch der Tee Konsum hat sich um einiges gesteigert. Winter - normaler liebe ich ja die kalte Jahreszeit, wenn man draußen seinen Atem sehen konnte, die Kälte leicht im Gesicht beißt und man die Natur eine Ruhepause eingelegt hat. Neben der ganzen Kälte konnte man aber sicher sein, dass man zurück zu Hause die Fußbodenheizung oder am Abend den Kamin genießen kann. Das wunderbare Kribbeln, wenn die Hände wieder auftauen.. Ehm ja, First Wourld Luxorie. Wie auch teilweise in südeuropaschen Ländern sind die Häuser nicht gedämmt, sondern handelt sich um eine einfach verputzte Steinmauer. Wie ein Kumpel es gut auf den Punkt gebracht haben, “die Menschen sind froh das sie in ein Haus besitzen” Die Vorstellung nun in einem informal settlement ist mehr als nur grausam. So schlecht die Häuser auch gedämmt sind, genauso schlecht werden sie auch immer warm am nächsten Morgen. Am Wochenende mutiere ich dann zum Salamander, folge der Sonne und suche aufgewärmte Steine. Der von unseren Vorfreiwilligen berlassene Heater wird, dann auch das ein oder andere Mal eingeschalten. So kann auch ein bisschen Wärme in unser bescheidenes Häuschen einkehren.

Heater, Tee und auch die Nächte sind etwas länger geworden - Das bedeutet in ganz Südafrika eine unheimliche Steigerung des Stromverbrauches. Eskom, der staatliche Energieanbieter, hat ohne hin schon Probleme den Strombedarf des Landes zu decken und steht nun im Winter vor ein paar Problemen. Um den Stromverbrauch einschränken zu können finden nun wöchentlich Stromabschaltungen statt - auch Shut Downs genannt. Kochen (soweit das geht), Lesen und sitzen im Kerzenschein gehört somit zu unserem alltäglichen Leben dazu. Aber trotz Shut Down konnten wir uns auch wunderschöne Stunden bereiten oder ein paar Lagerfeuerabende machen. Stockbrot und marshmellows aber auch unser erster Glühweinversuch sorgte für kleine Heimatstimmung in Glen.

Mit dem sinken der Temperaturen wird aber auch die Gartenarbeit etwas ruhiger. Nur selten findet man sehr früh die Mamas im Garten stehen und auch das Wasser kann schon mal unangenehme Temperaturen annehmen. Die steigenden Wahrscheinlichkeit von Bodenfrost sorgte dafür, dass Marcel und ich im April und Mai fleißig mit pflanzen Beschäftigt waren - Zwiebel, Kohl, Zwiebel, Rote Beete, Möhren und ach hatte ich schon Zwiebel erwähnt?! Nun werden nur noch kleine Arbeiten getätigt und viel hat sich auf unseren großen Tunnel  im Faranani Garten verlagert, in welchem die Temperaturen nicht ganz so sinken. Seit dem wir im Januar aus dem urlaub zurück gekommen sind, haben wir ein monatliches Garten Meeting zu dem alle Gartenmitglieder der COPESSA Gärten zusammen kommen. Seit dem hat sich unglaublich viel getan, wir mussten leider einsehen, dass das Waterworks Projekt aufgegeben werden muss. Es scheiterte an fehlenden Mitglieder und der im November gepflanzte Spinat wurde auch nicht angemessen gepflegt, so dass ihm und den Tunneln nun das zeitliche gesegnet. Aber mit sterben des einen Gartenprojektes ist ein anderes geboren wurden, ein weiterer Garten in einem neu eröffneten Development Center wurde zu unserem Pflegekind. Zwar befindet sich dort im Moment nur eine Mama, doch sie arbeitet fleißig und mit viel Engagement. Gemeinsam mit ihr haben wir nun in unheimlicher Knochenarbeit drei Beete angelegt, diese waren aber auch mehr als nur einfach. Während des Bau des Centers wurde der Großteil des Bauschutts an Ort umstelle entsorgt, ort und Stelle ist in diesem Fall der Platz wo sich nun unserer Garten befindet. Zum einen ist der Boden dort hart wie Stein und zum anderen holten wir beim anlegen jedes Beetes einen Haufen an Steinen aus dem Boden heraus. Wie gut unser ersten Ernten daraus werden, kann man nur erahnen.


Was passiert also, wenn ich mal nicht im Garten arbeite? Nachdem wir im Garten mit den Mamas zu Mittag gegessen haben, gehen wir für unsere Mittagspause kurz ins Office. Die Mamas bekommen von der Primary School ebenfalls das Schulessen und davon dürfen wir auch mitessen. Hierbei handelt es sich um typisches Südafrikanisches Essen: Samp and Beans, Pap mit Kohl, Pap mit Bohnen, Pap mit Sojamince oder Dosenfisch. In der Regel eigentlich Pap, ab und zu gibt es aber auch mal Reis. Das klingt vielleicht nicht sehr aufregend oder schmackhaft für den ein oder anderen von euch, doch ich habe es sehr schnell lieben gelernt. Marcel geht es da nicht anders. Die nächsten drei Wochen müssen wir auf Grund der Schulferien darauf verzichten, umso mehr freut sich dann auf das Ende der Ferien.

Die Ferien haben nun angefangen, die Kinder haben ihre Reports bekommen und haben nun drei Wochen frei. Das Schuljahr ist in vier Terms eingeteilt, am Ende jeden Terms werden Exams geschrieben. Kurz nach dem die Exams geschrieben worden und die Lehrer damit beschäftigt sind alle Arbeiten zu kontrollieren, sind  nur noch zwei Wochen bis zum Ferienbeginn verbleiben. In dieser Zeit findet man die Kinder noch weniger als üblich in den Klassenzimmern,  häufiger sind die Kinder ohne Leherer in einem Klassenzimmer und auch selbst wenn die Lehrer in den Klassen sind wirkt es mehr zur Beaufsichtigung als zum Unterrichten. Zum einen ist es wunderbar, dass den Kindern eine kostenlose Bildung geboten werden kann und auch das die Kinder in der Schule jeden Tag eine warme Mahlzeit erhalten. Allerdings habe ich häufiger das Gefühl, dass den Kindern viel mehr die Neugier zum Lernen genommen wird. Besonders in der Grundschule muss die Schule Spaß machen und lernen muss etwas natürliches sowie selbstverständliches für die Kinder bleiben, in einer Klasse mit 60 anderen Gleichaltrigen wird dies meiner Meinung nach nur sehr schwer umgesetzt. An vereinzelten Tag helfe ich den Volunteers in der Bibliothek mit der Hausaufgaben Betreuung und nur zu oft durfte ich das Ergebniss des ganzen wahrnehmen. Die COPESSA Bibliothek leistet da nur einen Bruchteil von dem was eigentlich getan werden müsste und versucht vor allem die Fehler der Schule auszubessern. Gerade bei dem Blick in die Reports diesen Freitag der Kinder hat diesen Eindruck bestätigt.

Neben der Hausaufgabenbetreuung, welche ich ab und zu mal unterstütze, bieten Marcel und ich weiterhin Computer Course an. Mit unserem ersten eigenen Computer Course sind wir nun fertig, vier Kinder haben wir rund zwei Monate am Computer begleitet, beim schreiben am Computer geholfen und auch die ersten Grundlagen von Exel vermittelt. Abgeschlossen wurde das ganze mit einem kleinen Test sowie eine Urkundenvergabe vor allen anderen after care Kids. Die Kinder waren unheimlich überrascht und ich glaube, stolz wie Oskar wurden die Urkunden am Abend den Eltern gezeigt. Auch mit dem momentanen Computer Course sind wir nun nahe zu fertig. Bei unserem zweiten Course zwar nicht mehr nur ein paar wenige, welche zum Unterricht kommen allerdings kann auf diese Weise die Qualität steigern. Aber sollen der Umgang mit dem Computer laenger erhalten bleiben, aus diesem Grund baue ich gemeinsam mit meiner alten Schule eine Brieffreundschaft auf. Die Kinder duerfen so ihre Briefe am Computer schreiben und ich sende diese vom Buero aus nach Deutschland.

Der Computer Course ist nicht das einzige Angebot, dass Marcel und ich fuer die Kinder am Nachmittag anbieten. Mittlerweile trainieren zwei Mal die Woche fleissig mit den Kindern der 6, Klasse der Faranani Primary School. Es macht immer unheimlich Spass. Auch wenn man immer wieder die Aufmerksamkeit der Kinder zurueck holen muss, wenn man versucht eine neue Uebung zu erklaeren. Es ist ein super Gefuehl die Kinder mit jedem Training waschen zu sehen, sie erkennen mehr und mehr die Freiraeume und auch die Treffequote hat sich um einiges gesteigert. Hoffentlich koennen wir vor unsere Heimreise noch ein kleines Tunier gegen andere Schulen organisieren, allerdings gibt es fast nur Privat Schulen in Soweto, welche Basketball als Sportart anbieten. Wir bleiben aber am Ball!

Es ist in den letzen Monaten so unheimlich viel passiert und ich bin nur noch schwer zum schreiben gekommen, man fängt seine ganze Zeit hier noch intensiver wahr zunehmen und auch die Wochen ziehen einfach nur dahin. Auf Arbeit wird es nie langweilig und auch die Wochenende sind alles andere als ruhig. Ich gelobe Besserung bis dahin, sharp sharp.

Wer hat an diesen schoenen Sommertagen, noch den ein oder anderen Euro uebrig und moechte mich unterstuetzen? In meinem Foerderkreis ist immer noch Raum nach oben, weshalb ich mich ueber jede doch so kleine Spende sehr freuen wuerde!

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