Aus der Reihe getanzt

Im letzten Beitrag habe ich noch geschrieben, dass so langsam der Alltag eintritt. Tja, kaum wurde das zu Papier gebracht schon ist es komplett überholt. Denn der letzte Freitag und Samstag war alles andere als Alltag.

Bereits bei unserem Meeting am Mittwoch wurde uns die Spende von 5 Tunneln für ein neues Gartenprojekt angekündigt und dass diese am Freitag aufgebaut werden müssen, was uns allerdings genau erwartete wurde uns nicht mitgeteilt. Am Freitag morgen war es dann so weit gemeinsam mit ein paar Leuten vom Büro ging es zu dem zukünftigen Community Garten. Dieser Garten soll auf dem Gelände des neu erbauten Departement of Development aufgebaut werden, desweiteren sollen hier ,nicht wie in den beiden anderen Gärten, eher die jungen Leute mitarbeiten. Ein paar von den zukünftigen Gartenmitgliedern waren dann auch bereits eingetroffen und gemeinsam fingen wir an den Boden aufzulockern sowie von Steinen und Müll zu befreien. Dann auf einmal wollte ich meinen Augen kaum trauen, „Wo kommen den die ganzen weisen her?“ Wir waren nur sehr grob in das ganze Projekt eingeweiht und haben das meiste erst viel spaerter und bruchstückhaft heraus finden können. Es handelte sich bei den „Wiessen“( es waren nicht alle ganz weiss), um Mitarbeiter einer Software-Firma, die im normalen Alltag damit beschäftigt ist Programme zu schreiben. Dieser Freitag war mal eine Ausnahme und denn an diesem Freitag stand Spinattunnel bauen auf dem Plan. Die Tunnel wurden von Mr. Plant, einer Gartenbaufirma bzw. Gärtnerei gespendet, dieser hatte alles organisiert und kleines „Teambuilingevent“ daraus veranstaltet. Eine echt tolle und witzige Sache wie ich finde. Alle Softwareentwickler waren in Teams aufgeteilt und haben je einen „local“ zur Seite gestellt bekommen. Jedes Team musste dann einen Tunnel aufbauen und wer am schnellsten seinen Tunnel aufgebaut hat, hat gewonnen. Marcel durfte sich einen Team anschließen, waehrend ich Brian, dem Tunnelspender, zu Seite stand und Mitglied der „Jury“ wurde. Gemeinsam haben wir folgende Titel vergeben: „The princess“, „ Clean your Act“ (schlechtes Verhalten), „the leader“, „the softest one“, „the food adictated und „the bad boy“. Obwohl ich nicht so viel zu tun hatte, war es trotzdem sehr witzig und auch sehr interessant nach dem Lunch mit den anderen zu quatschen. Und wie natuerlich nicht anders zu erwarten, gab es unter den wenigen Mitarbeiter auch einen Deutschensprachiger! Ein Schweitzer, der in Johannesburg eine deutsche Schule besucht hat und seit dem – ca. 20 Jahre- sein Deutsch auch nicht mehr einsetzen konnte. Es ist echt erstaunlich, die Deutschen sind einfach ueberall. Bei Copessa wurden hat sich uns erst letztens ein Deutcher vorgestellt, der das neue Bricksprojekt unterstuetzt.

Am Samstag folgte dann auch schon das naechste grosse Ereignis, die „Health Awareness Campain 2014“. Jedes Jahr beteiligt sich COPESSA gemeinsam mit den Joburg City Parks an den „16 Days of Activism“. Die „16 Days of Activsm“ finden immer zwischen Ende November und Anfang Dezember statt und setzt sich dafuer ein Gewalt gegenueber Frauen und Kinder zu stoppen. Normaler Weise wird ein 5km langer Fun Walk organisiert, dieses Jahr hat es aus Zeitmangel leider nicht geklappt, weshalb es nur einen Aerobic Marathon. Den Flyer fuer diese Veranstaltung haben Marcel und ich vorher gestaltet. Hier mal das Ergebnis unserer kreativen „Erguesse“



Der Aerobic Marathon ging unfaehr zwei Stunden, rund anderthalb Stunden haben die Fitten sich unter Anleitung einer Trainerin auspowern duerften, anschliessend waren die Gogos an der Reihe ein paar Minuten sich sportlich zu betaetigen. Gogos steht hier nicht wie in Deutschland fuer die etwas anderen Taenzerinnen, sondern ist einfach nur der Spitzname fuer Grossmuetter. Nachdem dann alle „Sportler“ mit Wasser und Obst versorgt waren, waren die Redner an der Reihe. Im allgemeinen haben wir nicht so viel verstehen koennen, da der Grossteil der Rede in Zulu gehalten wurde, nur ab und zu mal konnten wir ein Englisches Wort aufschnappen. Als kroenenden Abschluss hatte Martin Pieck, der Gewinner von „Coca-Cola Popstars“, einen Auftritt und hat fuer ordentlich Stimmung gesorgt. Als er dann noch stolz mit uns zwei Deutschen ein Foto machen wollte, war es mal wieder erstaunlich wie beliebt unser Land doch ist, denn auch er hatte unserem Vaterland mal einen Besuch abgestattet.

Da war noch alles ruhig


Meine Tagesaufgabe: Eis fuer das Wasser kaufen

Falls ihr euch wundert, warum sich gleich mal eine ganze Gruppe den Modischen Fehlgriff zur Neongrün getraut hat, es handelt sich hierbei um eine Aerobic Gruppe die diese Farbe als Markenzeichen hat. 

Die Gogos und die "Trainerin"


Naechste Woche stehen die Weihnachtsfeiern fuer Faranani, Waterworks sowie das Office auf dem Programm, Dann geht es auch schon ab in den ein monatigen Sommerurlaub. Bleibt also gespannt, was mich dort so erwartet.

Soweto, the place to be

Wenn sich das Wasser vor unserem Haus sammelt...

“Ey, der Regen ist wie ein kleiner Applaus, drum komm mal kurz raus und lass dich feiern!
Ey der Regen ist wie ’n tobenden Haus, komm mal kurz raus - ich glaub das munter dich auf.”

- Clueso
Du kannst dir gar nicht vorstellen wie oft mir in den letzten Wochen applaudiert wurde und wie oft ich mich selber hätte feiern können. Um ehrlich zu sein, konnte es mich nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr aufmuntern. Wenn du an Südafrika denkst, dann kommt bei dir bestimmt das Bild von Sonnenschein pur mit Menschen, die alle kurze Sachen tragen auf. An manchen Tagen trifft das auch wirklich zu, denn jetzt wo hier der Sommer beginnt, kann die Sonne einem richtig einheizen. Aber in den letzten Wochen kann es hier auch mal schnell ungemütlich werden, denn Sommerzeit bedeutet in Gauteng auch Regenzeit. Wenn man Glück hat fängt es erst Abend an zu regnen - nein, ein ordentliches Gewitter trifft eher zu. Aber an so manchen Tagen wird es recht frisch und die alle mummeln sich richtig ein. Wir Deutschen sind die “kalten” 15°C noch gewohnt, ich weiß du wirst dir jetzt sicher denken “15C davon träume noch“, und ziehen dann gerne noch ein T-shirt an. Während du von Temperaturen um die “15°C” träumst, träume ich von etwas ganz anderem -von gedämmten Häusern. Denn wenn es um die 15°C am Tag ist, kann es in der Nacht schon mal kälter werden und gerade in einem ungedämmten Haus erscheint einem sehr kalt.

peaches! ein paar konnten wir schon probieren
Mittlerweile bin ich schon über zwei Monate in Südafrika, kaum vorzustellen. Marcel und ich haben nun einen Plan erstellt, was wir insgesamt in diesem einem Jahr erreichen wollen und was dafür alles erledigt werden muss. In den Gärten wollen wir die Spinaternte mehr vorantreiben, wobei der Waterworks Garten unser größtes Sorgenkind ist. In diesem Jahr konnten wir dort nicht viel erwirtschaften, weshalb wir nicht in der Lage sind das anstehende Weihnachtsgeld auszuzahlen. Um den Waterworks Garten nicht nur von der Spinat Ernte abhängig zu machen, wollen wir ähnlich wie im Faranani Garte dort Beete anlegen.
Die Community wird bei COPESSA ja groß geschrieben, weshalb wir an zwei Tagen in der Woche einen Verkaufstag für die Community einrichten möchten. An diesem Tag soll das momentan reife Gemüse angeboten werden und dafür sorgen das die Einnahmen stetig bleiben. Im Moment kommen nur wenige Community Mitglieder und kaufen das Gemüse. Außerdem gibt es im Moment nur die Weihnachtsgeldauszahlung mit stetigen Einnahmen können den Gartenmitgliedern jeden Monat eine kleine Summe für sich zur Verfügung haben.
In meinem zweiten Bericht hast du sicherlich gelesen, dass ich geplant hatte gemeinsam mit Marcel einen neuen Computerkurs so bald wie möglich anzufangen. Der neue Computerkurs wurde erst einmal in das neue Jahr verlegt, denn im Moment führen wir noch den alten fort. Die Kinder besitzen schon einige Grundkenntnisse, die ihnen Ben und Bennet beigebracht haben, wir sind gerade dabei dieses Kenntnisse auszubauen und zu vertiefen in dem wir mit Ihnen eine Weihnachtskarte am Computer gestalten. Der nächste Kurs darf dann eine Valentinskarte gestalten für die anderen kommenden Kurse müssen wir uns allerdings noch ein paar Sachen überlegen. Vielleicht hast du ja eine Idee?!
Den Garten Club auch “Young and Green” genannt, den Ben und Bennet angefangen haben, wollen wir ebenfalls bei behalten. Die momentanen Mitglieder des Clubs lassen sich jedoch seit den Beginn der Examen-Phase nicht mehr blicken und auch davor gab es nur wenige regelmäßige Teilnehmer. Wir hoffen mit ein paar Verbesserungen diese Schwierigkeiten mit dem neuen Club zu umgehen und die Kinder mehr für das Projekt zu begeistern.
Innerhalb unseres Jahres wollen wir aber nicht nur alte Projekte fortführen, wir wollen auch unseres eigenes Projekt auf die Beine stellen. Der Faranani Garten umschließt einen Basketball Court, der wie wir feststellen mussten nicht oft zum Basketball spielen genutzt wird. Aus diesem Grund wollen wir für die Kinder der Faranani Primary School ein Basketball Training organisieren. Bevor wir mit dem Training anfangen können müssen wir dazu noch Bälle über Spenden organisieren, so dass wir Anfang des nächsten Jahres mit dem Training beginnen können.

Wie du siehst gibt es viel zu tun und so wird mir garantiert nicht langweilig. Doch so langsam trifft der Alltag ein, man hat sich eingelebt und es kommt eine bestimmte Routine rein. Früh aufstehen, duschen , Frühstücken, dann zur Arbeit. Jeden früh wird der Spinat gegossen, während die Sonne immer höher steig ähnlich wie die Temperaturen. Je nach dem wie viel wir im Büro erledigen müssen und wie viel im Garten zu tun ist, verbringen wir die Zeit an den jeweiligen Orten. Ab und zu nehmen wir noch den Weg zur Mall auf, um die Brote für das Büro und die Kinder zu holen. Schneller als man denkt, schlägt die Uhr dann auch schon vier und alle gehen in den Feierabend. Diese Woche habe ich angefangen mich einer kleinen Basketball Gruppe anzuschließen, die drei mal die Woche auf einem öffentlichen Basketball Court dreimal die Woche trainiert. Dort bin ich zwar das einzige Mädchen und auch die Jüngste, doch es tut wahnsinnig gut sich mehr zu bewegen und sich mal richtig auszubauen. Im Moment lässt meine Wurftechnik allerdings noch zu wünschen übrig und dementsprechend fällt auch meine Trefferquote aus. Dazu muss man auch sagen, dass ich die letzten zwei Jahre kein Basketball mehr gespielt habe und im Mädchen Sportkurs erscheint einem sowie alles leichter.



Am letzten Wochenende konnten wir es mal wieder genießen in Soweto und damit direkt in einer anderen Kultur gelandet zu sein, denn gemeinsam mit zwei Kumpels ging es zu einer 21. Geburtstagsparty in der Nachbarschaft. Feiern, das ist ein sehr wichtiger Bestandteil in der Südafrikanischen Kultur. Die Musik konnten wir schon von weitem hören, während sich in Deutschland der eine oder andere Nachbar über diese Ruhestörung aufgeregt hätte, kommen hier alle Nachbarn vorbei. Sehr gastfreundlich wurde uns erst einmal Essen gereicht - ohne Besteck versteht sich. An die Reaktionen der anderen, dass man auf das dazugereichte Fleisch verzichtet, hat man sich als Vegetarier mittlerweile schon gewöhnt und man bleibt stark. Denn der pap, Maisbrei, und das Chakalaka waren ohne Fleisch sehr gut. Chaka, was?! Chakalaka sind geraspelte Möhren mit Zwiebel, Chilli, Grüner Paprika in Tomatenmark und Öl, der ein oder andere fügt aber auch gerne Bohnen hinzu. Es ist eine südafrikanische Spezialität und sollte man unbedingt mal essen. Das Besteck hat man dabei nicht missen müssen hier ist man mit einer Hand. denn der pap ist wunderbar formbar. Man nimmt sich etwas vom pap, formt eine kleine Kugel und drückt dann etwas platt, so dass man eine kleine Kuhle hat. Mit dem pap vor den Händen werden sie auch nicht klebrig, so dass man in der Lage ist das Chakalaka oder irgend ein anderes Gemüse aufzunehmen. Nach dem Essen wird natürlich getrunken, der Vater des Geburtstagskind lud uns auf ein südafrikanisches Bier ein. Wir hatten schon einiges darüber gehört und waren froh endlich die Möglichkeit zu erhalten es zu probieren. Ein Freund hatte es uns als “Icecream Beer” angekündigt und es ist wirklich sehr cremig. Das Bier wird hier natürlich nicht aus Hopfenblüten gebraut, sondern aus Mais. Der Mais sorgt dagegen für eine leicht säuerlich Note, die man vom Wein gewohnt ist und ist auch nicht ganz so herb wie ein “Deutsches Bier”. Es war auch ein ungewöhnliches Bild, denn typischer weise trinken nur die Männer das Bier und so saß ich da mit Marcel unter all den Männern als weißes Mädchen.

Dann gab es noch eine große Geburtstags-”Zeremonie”, begonnen wird natürlich mit einem prayer - Religion wird hier groß geschrieben. Schon erstaunlich, dass diejenigen den die Religion vor hunderten Jahren aufgezwungen wurden teilweise strengreligiöser sind als die damaligen Unterdrückter. Nach dem prayer folgt natürlich ein Geburtstagslied und sehr ungewöhnlich endliche Reden auf das Geburtstagskind. Ich find es ist aber ein sehr schöne Idee, dass jeder Eltern, Großeltern, Verwandte, Freunde oder Nachbarn eine Rede auf das Geburtstagskind halten und die verbundenen Erlebnisse mit allen anderen teilt. Als alle Reden gehalten worden sind, ging die Feier natürlich richtig los, kaum hatte man ausgetrunken wurde einem etwas neues angeboten und getanzt wurde natürlich auch bis zum Umfallen, mir als besonderer Gast (oh mein Gott, ein Weißer!) wurden natürlich versucht alle Tanzmoves beigebracht. Der besondere Geburtstagsgast musste natürlich festgehalten werden, als ich nur nach einem Stück Kuchen gefragt habe, war danach ein kleines Fotoshooting mit allen Mamas angesagt. Im nahelegenden Club, Casban, fang der Abend dann seinen Ausklang.


Zum Schluss habe ich noch eine Bitte an dich, lieben stillen Leser. In knapp einem Monat ist Weihnachten und Weihnachtszeit ist schließlich Spendenzeit. Auf meinem Förderkreiskonto hat sich bis jetzt noch nicht viel getan, wenn du mir also eine Freude bereiten möchtest und dein Geld nachhaltig einsetzen möchtest, dann schau mal in die rechte Leiste. Dort kannst du ohne ein Numminierung, ohne eine Eiswürfel Dusche, aber mit der Gewissheit, dass dein Geld dort ankommt, wo es ankommen soll, über betterplace.org mich sowie mein Projekt unterstützen. Du musst nicht viel geben, alleine 10 € würden mich glücklich machen und können schon viel bewirken. Mal eine kleines Gedankenspiel: Meine letzten Beträge hatten, um die 25 Klicks. Wenn nur 20 davon 10€ Spenden, wurden insgesamt 200 € auf mein Spendenkonto fließen. Das ist die Summe, die ich für einem Monat brauch.
Wenn du also weiter Berichte von mir lesen möchtest, dann einfach mal die “materiellen” Geschenke dieses Jahr etwas kleiner ausfallen lassen und man macht mehr als nur eine Person glücklich.